Auf den ersten Blick könnte man dieser Meinung sein. Xi ist Präsident auf Lebenszeit, vereint mehr Macht auf sich als jeder seiner Vorgänger seit Mao und überzieht die Volksrepublik China mit einer harten marxistischen Ideologie. Doch bei näherem Hinsehen kann man feststellen, dass der Vergleich nicht aufgeht.
Xi verfügt weder über das mitreissende Charisma von Mao, dass ja bis ins Westeuropa der Studentenrevolution ausstrahlte, noch über Maos massenmörderischen Wahnsinn. Xi ist ein kontrollierter, aus der Parteihierarchie hervorgegangener Berufspolitiker. Mao lebte auf im Chaos, langweilte sich wenn die Gesellschaft in ruhigen Bahnen floss. Er fürchtete um seine Macht, legte lieber alles in Trümmer, wie bei der Kulturrevolution, als seine Nachfolge zu regeln.
Xi vertritt das Gegenteil, er betont immer wieder Begriffe wie „Harmonie“ und „Stabilität“. Natürlich geht das mit völliger Kontrolle einher, da besteht kein Unterschied zu Mao.
Dabei fällt es Xi insoweit leichter als Mao, seine allumfassende Macht zu festigen, als dass er keine bedeutenden innerparteilichen Gegenspieler hat. Mao musste sich mit dem ehemaligen chinesischen Verteidigungsminister Marschall Peng auseinandersetzen, der als einziger führender Politiker die von Mao verursachte Hungerkatastrophe des „Großen Sprungs nach vorn“ offen kritisierte.
Die Tatsache, dass Xi Präsident auf Lebenszeit bleibt, ist auch kein Zeichen einer Mao-Nachfolge. Tatsächlich ist das Amt des chinesischen Präsidenten nicht annähernd so relevant wie es immer dargestellt wird. Das wirklich wichtige Amt ist vielmehr das des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei-, und da gab es noch nie eine zeitliche Begrenzung.
Am Ende spielt auch das internationale Umfeld eine Rolle. Zu Maos Zeiten war die Volksrepublik China weitgehend abgeschottet vom Rest der Welt, es gab keine sozialen Medien, die innerchinesische Ereignisse in Echtzeit um den Erdball senden konnten. Die Jahrhundertverbrechen Maos waren weitgehend unbekannt.
Das China Xis dagegen ist so verflochten mit der Welt wie nie zuvor in der Geschichte. Deshalb ist die Ideologie für Xi das wichtigste Mittel zur Kontrolle der Kommunistischen Partei und darüber auch des Volkes. Mao hat China in die Unabhängigkeit geführt. Xi möchte es zu der Weltmacht machen, die es für Mao immer sein sollte – ohne jede Rücksicht. In der Hinsicht ähnelt er Mao dann doch.
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